Sachsens geologische Bausteine: Erzgebirge und Vogtland

Entstehung des Erzgebirges und Vogtlandes
Bewegt man sich aus Richtung Norden auf die allmählich ansteigende Hochfläche des Erzgebirges zu, erhält man nicht den Eindruck eines Mittelgebirges. Dennoch erhebt sich das Erzgebirge mit dem Fichtelberg, der gleichzeitig der höchste Berg Sachsens ist, immerhin auf bis zu 1.214 Meter.
 
Das Mittelgebirge verdankt seine Entstehung unter anderem der Auffaltung des variszischen Gebirges. Die Hochfläche in ihrer heutigen Form ist aber erst im Tertiär entstanden. Denn der starke seitliche Druck der immer noch andauernden Kollision mit Europa und Afrika, der zur Gebirgsbildung der Alpen führte, hatte Auswirkungen auf das Hinterland und beeinflusste auch das heutige Sachsen. Alte Bruchzonen zwischen den einzelnen geologischen Einheiten wurden wiederbelebt und sogenannte Bruchschollen aus zum Teil großer Tiefe herausgehoben. Als Ergebnis dieser tektonischen Prozesse bildet das Erzgebirge zusammen mit dem Vogtland eine sogenannte Pultscholle. Im Verlauf von 30 Millionen Jahren wurde diese Region um mehr als 1.000 m gehoben. Da die Hebung im Süden kräftiger war als im Norden, fällt die Pultscholle nach Nordwest ein und geht bei Leipzig in das Flachland über.
 
Nach Süden hin wird das Erzgebirge scharf vom Egergraben begrenzt, mit nach Norden entwässernden, tief eingeschnittenen Flusstälern. Im Osten bildet die Elbezone mit dem Elbetal eine scharfe topographische Begrenzung. Im Westen geht das Erzgebirge in das Vogtland über, das genau genommen zum variszischen Schiefergebirge zählt, aber im Tertiär zusammen mit dem Erzgebirge als Pultscholle herausgehoben wurde.
 

Geologische Übersichtskarte des Erzgebirges. Die Ablagerungen des Quartär, die weite Teile des Erzgebirges überdecken, sind der besseren Übersicht wegen nicht dargestellt.

 

Bildquelle:

Ulrich Sebastian (2013): Die Geologie des Erzgebirges. Springer Spektrum, Berlin/Heidelberg und K. Hoth, H. Eilers, H. Fritzsche (eds., 1992): Geologische Karte des Freistaates Sachsen 1:400.000. Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie, Freiberg, nach Gretarsson unter URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Krusne_Hory_Erzgebirge.png


 

Gesteine und Rohstoffe der Region
Wie die Karte in der Abbildung zeigt, findet man im östlichen Teil des Erzgebirges hauptsächlich Gneise.Dagegen stehen im westlichen Teil und im Vogtland hauptsächlich Glimmerschiefer, Phyllite oder Tonschiefer an. Im Vergleich zu den Gneisen wurden diese ehemaligen marinen Sedimente bei der variszischen Gebirgsbildung weniger stark durch Druck und Temperatur beeinflusst. Sie befanden sich also vermutlich innerhalb des Gebirges in geringerer Tiefe als die Gneise.
 
In diese metamorphen Gesteine sind während oder nach der variszischen Gebirgsbildung mehrfach Magmen eingedrungen. Sie sind entweder im Untergrund als Granitplutone erstarrt oder bildeten gangförmige Intrusionskörper. Heute sind sie teilweise an der Oberfläche aufgeschlossen und häufig vererzt.
 
Seinen Namen bekam das Erzgebirge außerdem durch die teilweise reich vererzten, silberführenden Gänge, die es zu buchstäblich Tausenden durchschlagen. Der Bergbau im Vogtland war nie so bedeutend wie im Erzgebirge, da im Vogtland nur wenige Vorkommen abbauwürdig waren. Eine bekannte Quelle für Topaz, ein begehrter Edelstein, ist der Schneckenstein im Klingenthal. 
 
Neben der Hautpmasse der Gneise und den niedrigmetamorphen Gesteinen kommen lokal auch Vulkanite und Karbonate vor. Letztere wurden in die Gebirgsbildung miteinbezogen und teilweise zu Marmor umgewandelt. Bis vor wenigen Jahren wurde er noch im Bergwerk Lengenfeld untertage abgebaut.
 
Durch die bis zum Tertiär andauernde Abtragung des Gebirges wurden die Gesteinspakete des Erzgebirges, welche sich ursprünglich in verschiedenen Tiefen befanden befanden, annähernd horizontal nebeneinander freigelegt. Erst seit dem Tertiär gibt es wieder Ablagerungen durch Flusssedimente und Sumpfwälder. In dieser Epoche kam es auch zu einem verstärkten Vulkanismus im südlichen Erzgebirge. Der Scheibenberg, Pöhlberg und Bärenstein zählen zu den wenigen Gebirgskuppen, die sich im südlichen Erzgebirge über die flach gewellte Oberfläche erheben. Sie bestehen aus den Erosionsresten im Tertiär ausgeflossener, basaltischer Lavaströme.
 
Quellen
[1] Henningsen, D. (2006). Einführung in die Geologie Deutschlands: 13 Tabellen (7.Auflage). München ; Heidelberg: Elsevier.
 
[2] Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland. (2003). Heidelberg ; Berlin: Spektrum Akad. Verl..
 
[3] Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (2015) : Fachbeitrag zum Landschaftsprogramm - Naturräumliche Potenziale, Empfindlichkeiten und Landnutzung im Freistaat Sachsen.
 
[4] Rothe, P. (2012). Die Geologie Deutschlands – 48 Landschaften im Porträt. (4.Auflage). Darmstadt; Wissenschaftliche Buchgesellschaft; Primus Verlag.
 
[5] Ulrich Sebastian (2013): Die Geologie des Erzgebirges. Springer Spektrum, Berlin/Heidelberg



 

Letzte Änderung
26.06.2019