Nachhaltigkeit und die Salzgewinnung
Jedes Jahr werden in Deutschland rund 1,2 Milliarden Tonnen Rohstoffe benötigt. Etwa zwei Drittel davon kann durch die eigene Rohstoffindustrie gedeckt werden.
Die Sorge in der Industrie um einen sicheren Zugang zu dringend benötigten Rohstoffen wächst ständig. Herausforderungen für Unternehmen bestehen darin, ausreichende Mengen zu möglichst besten Preisen und hinreichender Qualität zum Zeitpunkt ihres Bedarfes zu beschaffen. Während metallische Rohstoffe importiert werden müssen, kann der Bedarf an Salz, weitgehend selbst gedeckt werden.
Deutschland exportiert mehr Salz für industrielle Zwecke als es importiert. So wurden im Jahr 2020 334.000 Tonnen importiert und 647.000 Tonnen exportiert [2]. Der Import erfolgte zu großen Teilen aus den Niederlanden und Österreich und der Export Polen und Belgien. Deutschland versorgt sich zu 100 Prozent selbst mit seinen vorhandenen Salzrohstoffen.
Die Salzgewinnung wird in Deutschland aus Sicht des Umweltschutzes kritisch begutachtet.
Bergmännisch abgebautes Steinsalz wird in modernen Bergwerken größtenteils unterirdisch gewonnen und aufbereitet. Da sich bei der Salzgewinnung mit Sprengstoff die Erschütterungen bis an die Erdoberfläche fortpflanzen, erfolgt in der Nähe von Wohngebieten der oberflächennahe Abbau zunehmend mit schneidenden oder fräsenden Geräten. Nur die Verladung des Rohstoffes findet an der Oberfläche statt.
Auch die Solung von Salz hinterlässt an der Oberfläche nur vorübergehende Spuren. Das gilt sowohl für Kalisalz, als auch für Steinsalz. Bohrgeräte, Leitungen und Aufbereitungsanlagen werden nur benötigt, solange aktiv Sole aus dem Untergrund gewonnen wird. Sie werden nach Abschluss der Arbeiten wieder entfernt. Durch computergestützte, steuerbare Bohrungen können von einem Bohrplatz mehrere Kavernen erschlossen werden.
Anders sieht es dagegen bei der bergmännischen Gewinnung von Kalisalzen aus. Da viele Kalisalzlagerstätten Deutschlands stark deformiert und verfaltet sind, können die verschiedenen Kalisalze nur zusammen mit anderen Salzen gewonnen werden. Die Aufbereitung ist durch die Trennung der unterschiedlichen Salze nach dem Abbau deutlich aufwendiger. Es fallen damit beim Kalisalz-Abbau große Mengen an Beiprodukten an.
In Deutschlands fünf Kalibergwerken wurde bisher etwa 22% des geförderten Materials zu einem verkaufsfähigen Produkt weiterverarbeitet. Die nicht-verwertbaren Reste setzen sich aus festen Rückständen (65%) und flüssigen Rückständen (13%) zusammen.
Die Feststoffe werden zum Teil wieder im Bergwerk verfüllt. Doch das Material ist stark aufgelockert und nimmt deshalb ein größeres Volumen pro Gewichtseinheit ein. Zudem müssen viele alte Stollen als Transportstrecken oder Lagerräume offengehalten werden. Deshalb ist eine vollständige Rückfüllung der Abfälle nur in Ausnahmefällen, wie beispielsweise am Standort Unterbreizbach in Thüringen, möglich und der Rest wird auf Halden gelagert. Diese Halden sind prägen die Landschaft.
Die als "Monte Kali" am Standort Heringen (Werra) bei Philippsthal (Hessen) bezeichnete Halde
Bild: Wolkenkratzer / wikimedia, 2009, CC BY-SA 3.0
Damit ist das Problem der Lagerung jedoch noch nicht gelöst, denn Salze sind leicht löslich und in Deutschlands niederschlagsreichem Klima müssen die Halden mit Drainagen unterbaut sein, um Sickerwässer aufzufangen. Eine andere Möglichkeit ist, die Halde mit einer meterdicken Schicht aus Abdeckmaterial zu bedecken und anschließend zu begrünen, wie es auf der Rückstandshalde des ehemaligen Kalibergwerks Sonderhausen angewandt wird.
Die flüssigen Rückstände bestehen aus einer stark mit Salzen angereicherten Lauge, die zum größeren Teil (62%) in porösen Gesteinen im Untergrund verpresst wird. Der Rest (38%) wird kontrolliert in Flüsse eingeleitet.
Vor dem Jahr 1990 die Salzlösungen aus ostdeutschen Kalibergwerken noch unkontrolliert in die Flüsse geleitet. Der Salzgehalt der Werra erreichte dadurch Höchstwerte von 38,5g/l und ähnelte damit eher einer Salzlauge als einem Süßwasserfluss.
Heute ist der Salzgehalt der Werra stark gesunken. Im Jahr 2014 lag der durchschnittliche Wert bei 1,8g/l. Durch neue Aufbereitungsanlagen konnte das Salzbergwerk Werra den Salzwasserausfluss pro Tonne Rohsalz von 2,4 m³ (DDR) auf 0,6 m³ senken.
[1] BGR (2021): Deutschland - Rohstoffsituation 2020, URL: https://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Min_rohstoffe/Downloads/rohsit-2020.pdf;jsessionid=BACA40FDE5188F67E8D44E7FBC405797.2_cid284?__blob=publicationFile&v=4, letzter Zugriff: 10.06.2022.
[2] Elsner, H. (18.10.2016). Salze in Deutschland (Juni 2016.). Hannover: BGR, URL: https://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Min_rohstoffe/Downloads/studie_salz_2016.pdf?__blob=publicationFile&v=10, letzter Zugriff am 23.07.2018.
[3] Verband der Kali- und Salzindustrie, Gewinnung und Verwertung, URL: https://www.vks-kalisalz.de/uploads/tx_powermail/files/Gewinnung-verwertung.pdf, letzter Zugriff am 23.07.2018.